Nordlaos - Teil 2
Wir wollen nach Xam Neua
Von Nong Khiaw solls weiter nach Xam Neua ganz im Osten, nahe der vietnamesischen Grenze gehen. Der Fachmann in Sachen Bussfahrpläne im kleinen Bushäuschen meinte nur, dass today no bus fährt, so dass wir uns in Nong Khiaw eine Bleibe suchen mussten. Gemäss dem Experten fährten tomorrow ein Bus, und Tickets gibts auch tomorrow.
Nong Khiaw ist ein kleiner Traveller-Ort am Nam Ou gelegen, inmitten ein paar Karstbergen. Am meisten Betrieb herrscht hier, wenn Boote ankommen bzw. ablegen. Sonst bleibts relativ ruhig, Verkehr gibts auch nicht so viel. Wir finden eine kleine Bambushütte für 30000 Kip (< 5 Stutz) und quartieren uns dort ein.
Am nächsten Morgen traben wir dann doch 2 Stunden vor Busabfahrt beim Busfachmann vor und bitten um Tickets für den Bus nach Xam Neua. Nach 2 Telefongesprächen meint er, dass es today einen Bus gibt, aber dass er nicht wisse, ob es noch Platz habe. Wir sollen um 12 Uhr nochmals vorbeikommen, dann etwa komme der Bus an, und er könne den Fahrer direkt fragen. Easy für uns, gehen wir eben mal ne Stunde dem Fluss entlang, und fragen gleich danach wieder nach dem Bus. Diesmal mit dem ganzen Gepäck, um ein wenig Eindruck zu machen. Bringt nicht so viel, 12 Uhr ist immer noch gesetzt. So warten wir an der Bushaltestelle auf den Bus und siehe da, mehr oder weniger kurz nach 12 Uhr fährt meine Lieblingsbusart (Minibus) vor. Es habe noch zwei Plätze für drei Touristen (ein Kanadier hat in der Zwischenzeit auch noch Ambitionen angemeldet). Da wir 1. die ersten waren und 2. am meisten nachgefragt haben, fallen uns die zwei Sitzplätze zu, der Kanadier darf zuerst nicht mit, meinte aber, dass er durchaus auch stehen könne, so ist auch er dabei. Erfahrene Weltenbummler wissen, dass es in einem vollen Minibus nur einen freien Stehplatz gibt, und zwar gleich bei der Seitentür. Und dieser Stehplatz ist normalerweise durch den Assistenten des Fahrers besetzt. Nun ja, in unserem Falle, gibts dann dort zwei Stehplätze, laotische Improvisationskunst.
Die Richtzeit für die Fahrt bis Xam Neua beträgt 12 Stunden, morgens um 2 Uhr kommen wir an.
Xam Neua
Natürlich und zum Glück gibts im nicht so schönen Gästehaus gleich bei der Busstation kein freies Bett mehr. Und zum Glück bauen die Laoten die Busstationen für jedes noch so kleine Provinzkaff immer ausserhalb der Ortschaft, so dass man sich schon bei der Ankunft mit den Nahverkehrsgangstern (=Tuktuk-Fahrer) auseinandersetzen muss (man weiss ja jeweils nie, wie weit es bis ins Zentrum ist). Aber morgens um 2 sind auch die am pennen, so bleibt uns dies wenigstens erspart, dafür dürfen wir zu Fuss gehen. Nach nur einem Kilometer, sichten wir das erste Gästehaus von weitem, von nahem dann auch das geschlossene Gittertor und keine Klingel. Rita hat dann die grandiose Idee, dass ein geschlossenes Tor ja auch geöffnet werden kann, und siehe da, es funktioniert. Nächstes Problem: an welches Fenster sollen wir klopfen? Gästehäuser haben normalerweise keine 24-Stunden-Reception. Nun, es gibt auch eine andere Taktik, ein bisserl rumlärmen hilft auch. Eine verschlafene Laotin verschafft uns schliesslich Zugang zu einem Bett, yeah.
Xam Neua hat nicht viel zu bieten, immerhin können wir hier wieder ins Internet, und können auch unsere elektronischen Geräte wieder mal aufladen, nachdem wir nun doch einige Tage nie Zugang zu einer Steckdose hatten. Aber eigentlich machten wir den weiten Weg ja auch wegen Vieng Xay, und Xam Neua ist nur eine Zwischenstation.
Vieng Xay
Vieng Xay ist ein kleiner Ort im Nordosten Laos, den meisten Leuten wohl unbekannt, aber eigentlich nicht ganz unbedeutend in der Weltgeschichte. In Vieng Xay befindet sich das laotische Réduit, welches in der Tat während mehr als 10 Jahren benutzt werden musste. In den Karstbergen rund um Vieng Xay befinden sich hunderte von kleineren und grösseren Höhlen, die die laotische Regierung im Jahre 1964 ausbauen liess, und sich die Regierungsmitglieder von 1964 bis 1973 während des 2. Indochina-Krieges zurückgezogen haben. Die Gegend wurde von den USA immer wieder bombardiert, konnte den Regierungsmitgliedern allerdings nichts anhaben. Noch heute sieht man einige Krater, die durch die Bomben verursacht wurden. 1974 gabs dann ein Waffenstillstandsabkommen, so dass die Regierungsmitglieder aus ihren Höhlen rauskonnten, und sich vor den Höhlen Häuser bauen liessen. 1975 wurde das heutige Laos (Lao PDR) gegründet, und die Hauptstadt wieder nach Vientiane zurückverlegt.
Die Höhlen in Vieng Xay sind seit ein paar Jahren auch für ausländische Touristen zugänglich, es kommen aber äusserst wenige Touristen vorbei, obwohl die Landschaft sehr reizvoll ist, die touristische Infrastruktur hingegen weniger (vor allem Essen muss man früh, sonst gibts nix mehr)...
Weiterfahrt nach Phonsavan
Von Xam Neua gehts dann wieder westwärts in Richtung Phonsavan, wieder in meinem Lieblingsgefährt. Dieses Mal haben wir allerdings Glück, als wir abfahren ist der Bus nur zu einem Viertel voll, vor allem der Logenplatz ganz Vorne neben dem Fahrer ist noch frei. Da fackle ich nicht lange uns schon ist der Sitz für die nächsten 8 Stunden mir. Da hast du Ruhe, keiner der dir auf den Füssen rumtrampelt, alle anderen Passagiere hast du im Rücken, sprich du musst keinem zuschauen, wie er unfreiwillig den Kopf zum Fenster raus in die neblig kalte Luft steckt. Und vor allem hast du da die beste Sicht, und ich als Landschaftjunkie habe das heute voll und ganz genossen.
Unterwegs haben wir eine kleine Panne, sonst ist eigentlich mal nichts grossartiges passiert.....
Phonsavan
Man merkt sofort, dass Phonsavan ein bisserl touristischer ist. Gleich bei der Ankunft erwarten uns ein paar Typen, die mit netten Angeboten für ihre Gästehäuser werben. Einer ist sogar sehr nett, bietet er uns doch "free transportation" zu seinem Gästehaus an. Es seien nur 300 Meter, deshalb sei der Transport gratis, meint er lakonisch. Nun gut, die 300 Meter schaffen wir auch zu Fuss, vor allem können wir uns unterwegs noch andere Gästehäuser anschauen.
Phonsavan ist der Ausgangsort für die "Ebene der Tonkrüge", eine Ansammlung von mehreren Hundert Krügen (nicht aus Ton, sondern mehrheitlich aus Stein) an verschiedenen Plätzen in der Gegend, wo man noch nicht so genau weiss, wie die entstanden sind. Die Ebene war auch einer der Hauptschauplätze des 2. Indochinakrieges, was an einigen eindrücklichen Bombenkratern ersichtlich ist. Durch den Krieg gingen wohl auch viele Tonkrüge verloren (Der Krieg ist auch am zahlreichen Bombenschrott ersichtlich, der überall in Phonsavan zur Dekoration gehortet wird).
Die Gegend lässt sich hervorragend mit einem Roller selber erkunden, so dass Rita endlich die Gelegenheit hat, mit einem Roller herumzukurven. Nach einer kurzen Angewöhungszeit auf der Strasse gehts ganz unverhofft auf einer Staubpiste weiter, eine bessere Lehrstunden gibts doch gar nicht, oder? Unser Roller ist übrigens hinten mit einem Warnkleber für die anderen Verkehrsteilnehmer markiert: "Tourists". Wir kommen uns vor wie Lernfahrer mit dem "L".
Wie auch immer, wir sind heil zurück in Phonsovan, damit hat der Aufkleber seinen Zweck nicht verfehlt.