Buchara
Nun, im Moment haben wir nicht so viel spannendes zu berichten, wir können eigentlich nur die Bilder sprechen lassen. Wie Samarkand ist auch Buchara eine sehr touristische Stadt, mit vielen Touristengruppen, die mir immer wieder rudelmässig vor der Kameralinse herumtanzen. Aber wir haben ja Zeit und können jeweils einen guten Moment abwarten.
Usbekistan belegt bekanntlich auf den diversen Korruptionslisten einen der hinteren Ränge und dies wird auch in diesen Touristenorten deutlich (nicht dass wir falsch verstanden werden: Schikane gegen Touristen ist doch eher selten, wir kamen bis jetzt noch in keine Situation, wo man sich mit Geld rauswinden muss). Die Minarette der Medressen und Moscheen, sind jedoch normalerweise für Touristen geschlossen, aber die freundlichen Polizeibeamten sprechen uns jeweils eifrig an, ob man nicht "nice pictures from nice panorama" machen möchte. Und dies hat seinen Preis, natürlich.
Der Ark
In Buchara denken wir, dass man vom Ark (eine grosse Zitadelle) aus eine schönen Ausblick auf das Kalan-Minarett und die Medressen (Medresa = Koranschule) in der Umgebung habe. Nachdem wir Eintritt bezahlt haben, machen wir uns auf die Suche nach einem Weg zu unserem gewünschten Ziel. Aber nada, alles sorgfältig versperrt, kein Durchkommen! Oder doch? Ein grüner Mann (die usbekischen Polizeiuniformen sind grün) meint, er könne uns Zugang verschaffen, "nice panorama" verspricht er, wir sollen mitkommen. So gehen wir ihm nach, er entfernt das schwere Vorhängeschloss und lässt uns rein. Wir bleiben stehen, bisher haben wir noch nicht übers Geld gesprochen. Wir: "for free?" Natürlich nicht. 4000 Som (2.80 Franken) pro Person. Ach nee, wirklich? Wir verhandeln gar nicht erst und machen kehrtum.
Bei Rita macht sich so einen kitzelkleinen Ärger breit. Sie ist bereit, wie eine Löwin zu kämpfen und uns entweder Gratis-Zugang zur Aussicht zu verschaffen oder gnadenlos das Geld zurückzuverlangen. Die Geldzurückgarantie kennt man allerdings in diesen Ländern noch nicht, das könnte also ein schwieriges unterfangen werden. Rita geht zurück zur Kasse und reklamiert so richtig, mit erhöhter und aufgeregter Stimme von wegen wir haben doch Eintritt bezahlt und nun haben wir gar keine Aussicht, und dass der Polizist noch mehr Geld wolle und so. Und siehe da, "Sesam öffne dich" (wir sind ja schon fast im Orient), geht ganz einfach und wir stehen als einzige Touristen auf dem begehrten Aussichtspunkt. Gelernt ist gelernt, wir sind ja quasi Profi-Touristen ;-)
Kalan-Minarett
Da wir sonst nicht so viele gute Geschichten haben, können wir ausnahmsweise auch mal über unsere Spezies berichten, die Touristen. Normalerweise im Rudel unterwegs, unmöglich gekleidet in Touristenhosen, Touristenhut, Touristensonnenbrille, Sandalen mit weissen Socken bis halb den Unterschenkel hoch), respektlos (im Trägershirt in heiligen Stätten, unheimlich laut etc.), Allesbesucher (noch die kleinste Statue mit einer "bedeutenden" Figur von 545 vor Christus kann man 10 Minuten begutachten), mit Fotountensilien behangen, und stundenlang total interessiert an den Lippen des Guides hängend. Im Vergleich zu uns: Touristenhosen (warum nicht?), Flip-Flops (manchmal Turnschuhe, aber keine weissen Socken, höchstens zu hoch!!), Stinke-T-Shirt, überdimensionierte Kamera, die wir nicht bedienen können, diskret, nach zwei Moscheen völlig ausgebrannt zurück ins Hotel gehend, um ein Mittagsschläfli abzuhalten.
Nicht schlecht fanden wir gestern eine Tourgruppe unterwegs: Mitten in der Kyzylkum-Wüste zwischen Buchara und Xiva (Chiva) kamen sie im gleichen Restaurant an, haben sämtliche Tische und Stühle gekapert und zusammengestellt (damit die 30 Touris auch beim Mittagessen an einem Tisch sitzen können, das Gruppenerlebnis soll ja gepflegt werden, vielleicht ist es auch einfacher für die Guides, wenn das Rudel zusammenbleibt ;-) und schliesslich aus einer grossen Kartonkiste das vorgekochte Essen in Styropor-Verpackung verteilt und aufgegessen. Auch das Wasser und den Wodka hatten sie selber mitgenommen.